Klassengemeinschaft und Achtsamkeit stärken mit Schulhund Lia

Schulhund Lia hat zu vielen Schülern/innen Kontakt und wirkt sich durch ihre Anwesenheit häufig auf den Gemütszustand aus. Sehr oft beobachten wir Lehrerinnen und Lehrer, wie Lia „gute Laune“ macht, Traurigkeit vertreibt, Tränchen tröstet oder einfach ein guter Freund ist. Aus diesem Grund können alle Klassen seit Sommer eine Einheit mit Lia nutzen. Bei „kooperativen Spielen“, „Spielen ohne Gewinner“ und allem rund ums soziale Miteinander sollen mit Spaß die sozialen Fähigkeiten erweitert werden. Im Mittelpunkt dieser Einheiten stehen immer die Klassengemeinschaft und ein harmonisches Miteinander, denn wer sich in der Klasse wohl fühlt, kann besser lernen. Im Oktober nutzte die Klasse O1 das Angebot und machte eine tolle Erfahrung:

Fröhlich wedelnd werden alle Schüler/innen von ihrem Schulhund begrüßt. Lia weiß schon ganz genau, sobald eine ganze Klasse vorbeischaut, gibt es viele Leckereien für sie. Und genau das trifft auch heute zu.  

Der Klasse werden unterschiedliche Aufgaben gestellt, die sie gemeinsam als Team zu lösen haben, denn auch, wenn die Spiele im HLC viel Spaß machen, erfüllen sie wichtige Lernziele: Sie stärken die Klassengemeinschaft und ein achtsames Miteinander, fördern die Empathie und Kommunikation untereinander und führen dazu, Frust auszuhalten und andere unterstützen zu können.

Beim ersten Spiel geht es darum zu zählen, nacheinander bis 15. „Ganz einfach“, denken alle. Aber es gibt knifflige Regeln. Niemals dürfen zwei Schüler/innen gleichzeitig eine Zahl nennen. Das gibt ein Leckerchen für Lia. Außerdem dürfen nie Schüler/innen, die direkt nebeneinander sitzen eine Zahl nacheinander aufsagen, ansonsten gibt es ein Leckerchen für Lia. Das Schwierigste ist aber, dass jegliche Absprachen ausschließlich nonverbal, also mit Körpersprache getroffen werden. Schafft die Klassengemeinschaft es, bis 15 zu zählen dürfen alle einen Hundekeks verteilen und Lia streicheln. Nach jedem Patzer beginnt das Spiel von Neuem. Die Schüler/innen nehmen die Herausforderung an, das Spiel beginnt. Schon bei der Zahl drei….gleichzeitig nennen zwei Schüler die Zahl. Der Hund bekommt seine Belohnung von beiden „Regelbrechern“, und Zack, der Schulhund hat das Spiel verstanden. Ab diesem Zeitpunkt läuft Lia von einem zum anderen und wartet auf die nächste Belohnung. Die Anwesenheit der Fellnase hat sofort eine Wirkung auf die Schüler/innen. Zum einen findet es niemand schlimm, wenn wieder nicht bis 15 gezählt wird. Denn Lia zeigt allen dankbar mit Schwanzwedeln, Körperkontakt und schmatzendem Verspeisen der Leckereien, dass IHR das Spiel gefällt. Jeder freut sich über den kleinen Moment Zweisamkeit mit der Hündin. Zum anderen steigert sie die Konzentration und Motivation aller Beteiligten. Jeder möchte unheimlich gern das Spiel schaffen, damit Lia ihren großen Haufen Leckerchen haben kann. Und natürlich schafft die Klasse es als Team bis 15 zu zählen. Sie haben schnell gelernt, sich gegenseitig zu beobachten und die Zeichen der anderen zu deuten. 

Nach dem Zählen geht es mit mehr Bewegung weiter. Alle stellen sich im Kreis auf und reichen sich die Hände. An einer Stelle wird ein Hulla-Hupp Reifen in die Menschenkette gehängt. Durch diesen sollen alle Schüler einmal klettern, ohne die Hände loszulassen. Dann wird Lia angeleint und ebenfalls und die Kette aus Schülern integriert. Auch Lia soll durch den Reifen steigen. Kurz schweigen alle und staunen, dass ihnen der Schulhund anvertraut wird. Ab diesem Zeitpunkt geschieht etwas Erstaunliches. Ganz automatisch sinkt die Lautstärke, denn viele der Schüler/innen haben bereits beobachtet, dass Lia Menschen meidet, die sehr laut sind. Zum anderen sind alle sofort sehr vorsichtig. Dies überträgt sich auch auf die Schüler/innen untereinander. Behutsam steigt einer nach dem anderen durch den Ring. Es werden Hilfestellungen gegeben, es wird aufeinander aufgepasst und miteinander freundlich gesprochen. Es gibt zu keinem Zeitpunkt eine unangenehme Situation. Im Gegenteil. Alle sind sehr bemüht und halten beinahe den Atem an, als Lia durch den Ring steigen soll. Gemeinsam schaffen sie es und absolvieren eine tolle erste Runde. Natürlich wird Lia danach noch den anderen Schülern/innen an die Seite gestellt, damit jeder einmal die volle Verantwortung für den Schulhund hat.

Bei einem weiteren Spiel rücken die Klassenkameraden näher zueinander. Alle müssen auf einer Decke stehen. Alle sollen aufeinander aufpassen, denn die Decke ist auf dem Boden etwas rutschig. Bis jetzt ist es ein leichtes Spiel. Dann folgt die erste Steigerung. „WAAAS? Der Schulhund soll auch bei uns stehen? Wenn ich ihr auf die Pfoten trete, weil mich jemand schubst.“ Das hat die Klasse gut erkannt. Es ist ja doch gar nicht so einfach mit einer ganzen Klasse auf einer Decke zu stehen. Jeder möchte seinen persönlichen Freiraum, der auf einem so kleinen Feld natürlich eingeschränkt ist. Zusätzlich gibt es dann noch eine Aufgabe. Dreht die Decke einmal um, auf die Rückseite, aber niemand darf den Boden berühren. Nicht mit einem Fuß, einer Hand oder einer Pfote. Gar nicht! In diesem Moment sieht man ungläubige Gesichter und sofort äußern die Schüler/innen viele Bedenken. „Wie sollen wir denn das machen? Geht das überhaupt? Mit Lia? Mit meinen großen Füßen? Was wenn jemand fällt?“ Was diese Klasse großartig miteinander schafft ist, dass sie innehalten, statt sofort loszulegen. Somit hat auch jeder Einzelne die Möglichkeit, Ideen zu äußern. Es wird getüftelt, gedacht, probiert. Sie halten sich gegenseitig fest. Die Klasse achtet aufeinander. Jedem wird zugehört. Und jeder beobachtet den kleinen schwarzen Schulhund, der sich wundert, warum alle immer näherkommen. Nicht einer zerrt oder zieht an Lia´s Leine. Alle gehen behutsam, liebevoll und sehr achtsam mit ihr um. Auch in diesem Spiel überträgt sich die Geduld und der liebevolle Umgang auf die Art, wie die Schüler/innen miteinander agieren. Schließlich drehen sie nach einigen Minuten die Decke Stück für Stück um und schaffen es schließlich auch diese wirklich schwierige Aufgabe miteinander zu bestehen.