Arbeitsschwerpunkte

Förderschwerpunkt Emotional und soziale Entwicklung und Lernen

Am Standort Hinsbeck stehen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Stärken sowie individuellen Möglichkeiten im Mittelpunkt aller erzieherischen und unterrichtlichen Bemühungen. Die folgenden Grundeinstellungen und Werte beim Unterrichten und in der Erziehungsarbeit der Lehrkräfte des Förderzentrums West stehen im Vordergrund: Respekt, Toleranz, Ehrlichkeit, Gewaltfreiheit, Anstrengungsbereitschaft und Individualität innerhalb der Schulgemeinschaft.

Ganzheitliches Lernen
Aufgrund der ländlichen Lage wird den Kindern ein ruhiges und entspanntes Lernumfeld geboten. Ebenso ist es möglich, handlungsorientiert und alltagsnah außerschulische Lernorte (Wald, Heide) aufzusuchen, um so den Kindern erlebnispädagogische Erfahrungen zu bieten. Alle drei Klassen im emotional-sozialen Bereich sind auf einer Etage untergebracht. Durch diese besondere Einteilung des Standorts können sich die Lehrkräfte gegenseitig unterstützen und für individuelle Problemsituationen gemeinsam Lösungs- und Handlungsalternativen erarbeiten. Das ganzheitliche Lernen ist ein Element im handlungsorientierten Unterricht, das wir in unserem Unterricht in vielfältiger Weise verwirklichen können. So wird im Mathematikunterricht in der Regel stets mit Material gerechnet. Die Vereinigung von Kopf- und Handarbeit ist von besonderer Wichtigkeit. Überhaupt sind das Tun in der Primarstufe und das Lernen über möglichst viele Eingangskanäle von hoher Bedeutung. Aber auch in den anderen Stufen finden sich das Lernen mit allen Sinnen, die Vereinigung von Kopf- und Handarbeit und zusätzlich die Nutzung aller Repräsentationsformen. Vorwiegend in den Sachfächern finden sich diese Elemente. Das Lernen mit allen Sinnen findet außerdem auf die Gesamtheit der unterrichtlichen Arbeit gesehen statt. So ist es Konzept, dass die Schüler in vielfältiger Weise handelnd im Unterricht aktiv sind und so zu Lernendes besser „begreifen“ können. Fä-cher, wie Sport, Kunst, Werken, Textilgestaltung, Kochen und Arbeitsgemeinschaften Tanzen, Theater, Musik, Trommeln, Benimmkurs, Babyversorgung haben einen hohen Stellenwert und stehen den Schülern anders als in anderen Schulen im erhöhten Maße zur Verfügung. Die Fächer stehen nicht unabhängig nebeneinander, sondern werden wo dies möglich ist verknüpft. Inhalte werden in verschiedenen Fächern aufgegriffen, auf unterschiedliche Art präsentiert und bearbeitet. Auf diese Weise werden Inhalte mit verschiedenen Sinnen aufgenommen und besser behalten.

Soziales Lernen
Von besonderer Bedeutung in unserem Unterricht ist das Element des sozialen Lernens. Soziales Lernen bedeutet Lernen in sozialen Strukturen. Das ist für sich allein genommen noch keine Besonderheit, denn jede Gemeinschaft ist eine soziale Struktur. Was aber konzeptionell verwirklicht werden soll, ist das Lernen in wechselnden sozialen Strukturen, in Partnerarbeit, in Gruppenarbeit. Es werden Situationen geschaffen, in denen erfahrbar gemacht wird, wie man sich in einer Gemeinschaft verhält, Interessen anderer wahrnimmt und berücksichtigt, sich gegenseitig hilft, eigene Interessen durchsetzt, eine Aufgabe gemeinsam erfolgreich bewältigt. Konflikte und Streitigkeiten werden in der Kleingruppe manchmal auch klassenübergreifend besprochen und nach Möglichkeit geklärt.

Für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt ESE hat die Förderung des emotionalen und sozialen Verhaltens Vorrang gegenüber den inhaltlichen Schwerpunkten der Fächer. So wird in entsprechenden Klassen eine Freiheit in Bezug auf Lehrplangebundenheit (Orientierung an der emotionalen aktuellen Belastung des Kindes) gelebt und geduldet. Die verschiedenen erzieherischen Maßnahmen unterstützen die Arbeit, wie zum Beispiel das ressourcenorientierte Lernen und Unterrichten, die tiergestützte Förderpädagogik, die intensive Fallberatung, einheitliche Entschuldigungs- und Wiedergutmachungssysteme sowie Tokensysteme.

Problemorientiertes Lernen
Zwangsläufig müssen sich die Schüler besonders in den Fächern Mathematik und Deutsch mit aufkommenden Problemen eine Zeit lang alleine oder gemeinsam mit einem Mitschüler auseinandersetzen. Das bringen die Heterogenität unserer Schülerschaft und der damit verbundene individualisierende Unterricht in diesen Fächern mit sich. Im Unterricht werden die Schüler angeleitet, eine Aufgabenstellung zuerst alleine anzuschauen, um herauszufinden, was gefragt ist und dann Lösungswege zu suchen und auszuprobieren, die Lösung zu prüfen und sich evtl. auch noch selbst zu loben. Dieses Vorgehen ist vergleichbar mit dem Selbstinstruktionstraining.

Garten
Der schuleigene Garten gibt den Kindern die Möglichkeit, einen außerschulischen Lernort eigenverantwortlich mitzugestalten. Durch Kreativität und der dazugehörigen körperlichen Betätigung können die Schüler den Garten nach ihren Vorstellungen und Bedingungen gestalten. Auch hier werden mit der Unterstützung einer Lehrkraft bereits im Primarstufenbereich berufsorientierte Werte vermittelt, die sowohl für die weitere Schullaufbahn als auch der weiteren Lebensgestaltung förderlich sind. Auch besteht die Möglichkeit, dort Tiere (Kaninchen) zu halten.

Heide
Die nahegelegene Heide bietet für alle Hinsbecker Schülerinnen und Schüler besondere, vielfältige Möglichkeiten. Die Heide und der weitläufige Wald, ein Fußballplatz sowie ein Spielplatz bieten Alternativen zum schulischen Alltag. Besonders für die Schüler mit Förderbedarf im Bereich Emotionalität und Sozialverhalten ergeben sich die Gelegenheit zu Bewegungsspielen und erlebnispädagogischen Aktionen.

Die Klassen ES 2 und ES 3 gehen einmal wöchentlich auf die Heide, um mit beiden Klassen sozialpädagogische Gruppenspiele zur Stärkung des Gemeinschaftssinns, der Regelakzeptanz und des sozialen Miteinanders durchzuführen.

Förderschwerpunkt Sprache

Gemäß einem Beschluss der Schulkonferenz aus dem Jahr 2014 wird im Förderschwerpunkt Sprache in den Klassen jahrgangsbezogen mit einer in der Regel dreijährigen Schuleingangsphase unterrichtet. Dem Unterricht am Standort Hinsbeck liegen die Richtlinien der Grundschule zugrunde, d.h. sprachheilpädagogischer Unterricht hat das Gleiche zu leisten wie jeder Unterricht: Kindern das Erreichen der Lernstandards der Grundschule (einschließlich der Fremdsprache Englisch) zu ermöglichen.

Um die schulischen Bildungsziele – die meist sprachabhängig sind – zu erreichen, benötigen unsere Schülerinnen und Schüler häufig „sprachtherapeutische“ Hilfen und zusätzliche Förderung, um fehlende sprachliche Kompetenzen auszugleichen. Ziel unserer Arbeit ist es zudem, die Sprachentwicklungsrückstände durch komplexe und differenzierte sprachtherapeutische Maßnahmen zu beheben oder zu mildern. Zudem sollen sekundäre Fehlentwicklungen der Persönlichkeit, des Sozialverhaltens und des Lernverhaltens korrigiert werden, damit eine möglichst frühe Um- bzw. Rückschulung in die Regelschule stattfinden kann. Diese doppelte Zielsetzung können wir nur erreichen, wenn wir Erziehung, Unterricht und Sprachtherapie nicht trennen.

Kommunikationsfördernde Unterrichtsformen
• Unterricht schafft viele lebensbedeutsame Situationen zur Weckung von Sprechfreude und Kommunikationsbereitschaft;
• Der Unterricht macht für gehemmte Schülerinnen und Schüler „Sprache“ als erfolgreiche Kommunikationsstrategie erfahrbar;
• Durch rhythmisches Sprechen, Mitsprechen, Chorsprechen und klangliche Gestaltung wird das Sprachgefühl gefördert;
• Die Schülerinnen und Schüler üben das Hörverstehen und differenzieren dabei die Bedeutungsfunktion von Sprachlauten und Sprachlautgruppen.

Lehrersprache mit sprachheilpädagogischen Merkmalen im täglichen Schulalltag

• besondere Betonung;
• verlangsamtes Sprechtempo;
• bewusste Pausen;
• sprachbegleitende Gestik und Mimik;
• vereinfachte Aufgabenformulierungen;
• Aufforderungen zum Sprechen;

Zusätzliche Elemente eines sprachtherapeutischen Unterrichts
Die Unterrichtsziele und –inhalte sind sprachbezogen ausgewählt. Die Förderkonzepte basieren auf den aktuellen sprachtherapeutischen Fachkonzepten. Im Einüben der Schriftsprache wird die Lautsprache systematisch gefördert. Der Unterricht ist ganzheitlich ausgerichtet. Wahrnehmung, Motorik, Kognition, Emotion und Sozialverhalten greifen ineinander. Sie bauen basale Funktionen auf und fordern die Schüler heraus, Erlebtes in Sprache zu fassen. Die Eltern werden kooperativ in die Sprachförderung einbezogen.

Additive Sprachtherapie
Die additive Sprachtherapie findet jeweils in einer eigenen Schulstunde in Kleingruppen mit meist zwei, maximal drei Kindern statt. In dieser Stunde arbeiten die Schülerinnen und Schüler an den individuellen sprachlichen Förderzielen, die sich aus den sprachlichen Handlungsfeldern ergeben: Diese Inhalte sollen im therapieimmanenten Unterricht weiter aufgearbeitet werden. In erster Linie sollte der Klassenlehrer die Therapiestunde übernehmen, um eine Anbindung an den Unterricht zu erleichtern. Wenn möglich sind die Gruppen nach sprachtherapeutischen Schwerpunkten zusammen zu setzen.

Vernetzung mit außerschulischen Einrichtungen
Selbstverständlich gehören auch Absprachen und Kontakte zu außerschulischen Einrichtungen dazu:
• medizinische Abklärung, medizinische Therapie;
• Psychologische Diagnostik/ Therapie;
• Ergotherapie, Krankengymnastik, Logopädie;
• Zusammenarbeit mit Jugendamt, Erziehungshilfe, Beratungsstellen.

Schriftspracherwerb im Förderschwerpunkt Sprache
Der Anfangsunterricht Deutsch muss für den Bereich des Schriftspracherwerbs besonders kleinschrittig und mit einer für sprachbehinderte Kinder geeigneten Methodik ge-plant werden, die den Bereich der phonologischen Bewusstheit noch einmal intensiv aufgreift.

 

Berufsvorbereitung in der Sekundarstufe I

Die etablierte und netzwerkreiche Berufsvorbereitung des Förderzentrums wurde im Jahr 2015/2016 durch das Landesvorhaben „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) ergänzt. Die an der Schule vorab durchgeführte Berufsvorbereitung überstieg die Anforderungen, die KAoA an die Berufsvorbereitung stellt. So gelang eine feste und zügige Implementierung von KAoA in die Berufsvorbereitung des Förderzentrums.

Ziele
Zentrale Ziele einer Berufsorientierung an Förderschulen Lernen sind zum einen, die Schülerinnen und Schüler zu einer erfolgreichen Lebensbewältigung zu befähigen. Zum anderen soll die schulische Berufsorientierung zu Berufswahlentscheidungen beitragen, die sowohl den persönlichen Voraussetzungen der Jugendlichen als auch den Gegebenheiten des Arbeitsmarktes entsprechen. Unsere Schülerinnen und Schüler benötigen hier umfangreiche Unterstützung, da die Passung zwischen den persönlichen Voraussetzungen und den Anforderungen und Möglichkeiten des Arbeitsmarktes oft Probleme bereitet.
Dies geschieht am Förderzentrum West durch fächerübergreifende Projekte in allen Klassenstufen sowie dem Arbeitslehreunterricht (dieser wird am Klasse 7 Angeboten).

Das Förderzentrum West verfolgt folgende zentrale Ziele im Bereich Berufsorientierung:
• Vorbereitung auf das Leben als Erwachsener:
o selbständiges Führen eines Haushaltes (Ernährung…);
o verantwortungsvolles Handeln als Erwachsener – Kindererziehung und Führen von Beziehungen;
o gesellschaftliches Orientierungswissen erwerben (Politik, Wirtschaftskunde);
o Umgang mit Ämtern, Behörden;
• Auseinandersetzung mit den eigenen berufsbezogenen Stärken und Berufswünschen;
• Kennenlernen von realistischen/typischen/geeigneten Berufsbereichen, Berufsbildern und Stufenausbildungen;
• Weiterentwicklung von Fähigkeiten der Handlungsplanung und Vorbereitung von Arbeitsprozessen (Methodenkompetenz, Handlungskompetenz);
• praktische Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Arbeitswelt (Arbeitsorte, Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern kennenlernen, berufsbezogenes Durchhaltevermögen entwickeln, soziale Anforderungen bewältigen lernen (Konflikte, Zusammenarbeit);
• Vorbereitung des praktischen Übergangs vom Förderzentrum West in die Arbeitswelt (Berufsvorbereitende Maßnahmen, BVB, Reha-Maßnahmen, Ausbildungsplatz, Arbeitsplatz) durch Zusammenarbeit mit Eltern, Jugendberufshilfe der Stadt Viersen und der Bundesagentur für Arbeit.

Zur Bearbeitung dieser Zielbereiche setzt das Förderzentrum West eine Reihe von schulischen und außerschulischen Aktivitäten und Maßnahmen um – dies teilweise in Kooperation mit diversen außerschulischen Partnern. Die Angebote und Kooperationspartner werden im Folgenden vorgestellt.

Berufsorientierungsunterricht
Die Klassenlehrerin/Der Klassenlehrer beginnt im 7. Schuljahr mit berufsorientierendem Unterricht im Rahmen des regulären Klassenunterrichts. Vor allem die Auseinandersetzung der Jugendlichen mit eigenen Stärken und Schwächen, den eigenen Berufswünschen und möglichen Berufsfeldern/Berufsbildern ist Inhalt dieses Unterrichts. Außer-dem gilt es, die Suche nach Praktikumsbetrieben zu organisieren – dies ist vor allem für das erste Praktikum im 8. Schuljahr von Bedeutung.

Angebote mit hohem Praxisanteil in der Schule
• Arbeitslehre-Unterricht
Die Schüler erhalten ab dem 7. Schuljahr AL-Unterricht. Je nach Größe wird in 2 oder 3 Gruppen ein differenziertes Angebot gemacht, um sowohl hohe Selbsttätigkeit und entsprechende Sicherheit zu gewährleisten. Derzeit wird Technik, Hauswirtschaft und in einigen Schuljahren auch Gartenbau angeboten.

  • Arbeitslehre Technik
    Klasse 7: Einführung und Holzlehrgang:
    o Sicherheit an Werkzeugen, Maschinen und Arbeitsplätzen;
    o Bohrer-Führerschein (Holz);
    o Hand-Werkzeuge beherrschen;
    o Leimen;
    o Verbindungen;
    o Gehrung sägen;
    o Rahmenbau;
    o Fahrzeugmodell;
    o Oberflächenbehandlung: schleifen, beizen, anstreichen, wachsen, lackieren;

KAoA

In der 8. Klasse werden folgende Elemente von KAoA durchgeführt:
• Elterninformationsabend zum Landesvorhaben KAoA und zur Durchführung der Potenzialanalyse;
• Durchführung der Potenzialanalyse und zeitnahe Rückmeldung der Ergebnisse;
• Anlegen eines Portfolioinstruments (Berufswahlpass);
• dreiwöchiges Betriebspraktikum (nicht von KAoA gefordert);
• Beginn des Langzeitpraktikums
• trägergestützte Berufsfelderkundungstage
• Förderplangespräche im ersten und zweiten Halbjahr (nicht von KAoA gefordert);

In der 9. Klasse werden folgende Elemente von KAoA durchgeführt:
• Weiterarbeit am Portfolioinstrument (Berufswahlpass);
• Förderplangespräche im ersten und zweiten Halbjahr (nicht von KAoA gefordert);
• Langzeitpraktikum;
• dreiwöchiges Betriebspraktikum (vom KAoA sind zwei Wochen gefordert);
• Teilnahme an den Praxiskursen;
• erstes Berufsberatungsgespräch mit der Reha-Beratung der Agentur für Arbeit (nicht von KAoA gefordert);
• Ausfüllen der Anschlussvereinbarung;
• Planung eines Langzeitpraktikums in Klasse 10.

In der 10. Klasse werden folgende Elemente von KAoA durchgeführt:
• Weiterarbeit am Portfolioinstrument;
• Langzeitpraktikum;
• vierwöchiges Betriebspraktikum (nicht vom KAoA gefordert);
• Teilnahme an den Praxiskursen;
• Förderplangespräche im ersten und zweiten Halbjahr (nicht von KAoA gefordert);
• Durchführung der psychologischen Untersuchung (PU, nicht von KAoA gefordert);
• 2. und 3. Berufsberatungstermin mit Ergebnismitteilung der PU durch die Reha-Beratung der Agentur für Arbeit (nicht von KAoA gefordert).